Meine Gedanken zu den Ausstellungen


2023

Anmerkungen zur Ausstellung 2023

 

Der Künstler präsentiert in der aktuellen Ausstellung 21 der insgesamt 24 im Jahr 2023 entstanden Bilder. 

 

Was sagt der Künstler über seine Werke?

 

«Wenn ich mir die Welt anschaue, insbesondere die Welt im Jahr 2023, so stelle ich fest, dass so einiges damit im Argen liegt. Unbewältigte Krisen und Entwicklungen in eine ungute Richtung prägen unsere bewegte Zeit. Auf der Suche nach den Gründen stellt sich heraus, dass es vor allem männlich geprägte Ursachen zu diesen Problemen gibt. Wo Männer an der Macht sind, wird es allzu oft kritisch bis unerträglich. Klar, können / könnten Männer auch Gutes erwirken, die Realität jedoch dokumentiert eher das Gegenteil. Autokraten, Polemiker und schräge Vögel dominieren die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Machtpositionen und führen uns in schwierige und zunehmend schwer zu ertragenden Situationen. 

 

Dem halte ich entgegen, indem ich in meinen Bildern die Frau ins Zentrum rücke. Frauen sind anders, sie sind selten zerstörerisch und machtorientiert. Leider treten sie im öffentlichen Leben immer noch zu wenig in Erscheinung. Oft muss man sie suchen, besonders an den Stellen, wo sie es zweifellos besser machen würden als Männer.

 

So müssen auch die Betrachtenden meiner Werke die Frauen in meinen Bildern suchen und finden. Für die Interpretation der Bilder ist zu beachten, dass jedes Bild seine eigene Farbigkeit in Hintergrund, Figur und Vordergrund aufweist. Die Körperhaltung und die Teilansicht der Frau haben zusätzlich ihre spezifische Bedeutung. Auch hinter welcher übergelagerten Struktur sich die Frau befindet, hat eine eigene, charakteristische Aussage. So ist die gesamte Bildfläche durch eine spontane Struktur stark fragmentiert worden, dies entspricht auch dem jeweiligen Umfeld, in dem sich die Frau befindet. Wer also meine Bilder verstehen will, muss sich aktiv mit allen diesen zahlreichen Bildelementen auseinandersetzen und findet so zu seiner individuellen Interpretation.

 

Ich wünsche den Besuchern der Ausstellung auf dieser Entdeckungsreise viele erhellende Erkenntnisse und anregende Gespräche mit anderen Besuchern der Ausstellung oder mit mir als Künstler.»

 

Auszug aus der Neujahrsansprache von Papst Franziskus 1. Januar 2024

«Die Welt hat es nötig, auf die Mütter und Frauen zu schauen, um Frieden zu finden, um aus den Spiralen der Gewalt und des Hasses auszubrechen und wieder einen menschlichen Blick und ein sehendes Herz zu erlangen. Und jede Gesellschaft hat es nötig, das Geschenk der Frau, einer jeden Frau, anzunehmen: sie zu respektieren, sie zu schützen und sie zur Geltung kommen zu lassen, in dem Wissen, dass derjenige, der auch nur eine einzige Frau verletzt, Gott lästert, der von einer Frau geboren wurde.

Unsere friedlosen Zeiten brauchen eine Mutter, die die Menschheitsfamilie wieder eint. Schauen wir auf Maria, um Konstrukteure der Einheit zu werden, und tun wir das mit ihrer mütterlichen Kreativität, mit der sie sich um ihre Kinder kümmert: sie versammelt sie und tröstet sie, sie hört sich ihre Sorgen an und trocknet ihre Tränen. Schauen wir uns die Ikone der Muttergottes an. Mit wieviel Zärtlichkeit ist sie uns nahe.»

 

Ich denke, es ist kein Zufall, dass sich auch Papst Franziskus für die Neujahrsansprache 2024 mit den gleichen Gedanken zu unserer Zeit beschäftigt hat.



2022

Pressetext zur Ausstellung "Werke 22" 

 

In der aktuellen Ausstellung von Marcel Neuenschwander präsentiert der Bieler Künstler ausschliesslich Werke des Jahres 2022. Die präsentierten Bilder umfassen einen Schaffensausschnitt seiner intensiven Auseinandersetzung mit dem Motiv Mensch

In unverwechselbarer Mischtechnik (Ölkreiden und Acrylfarben auf Leinwand) erschafft der Künstler eine eigenständige Bildsprache. Der Betrachter wird durch die ausdrucksstarke Darstellung angeregt, die Bedeutung der achtzehn gezeigten Werke zu entschlüsseln. Neuenschwander überlagert in seinen Bildern mehrere Bildebenen und es gelingt ihm immer wieder durch einen nur teilweisen Blick auf eine dargestellte Person Fragen bei seinem Publikum auszulösen. So offenbaren sich mögliche Interpretationen des Farbeinsatzes oder Spekulationen über denkbare Bildaussagen erst durch ein längeres Eintauchen in die Bilderwelt des Bieler Künstlers. Titel setzt er keine, sie wären nach seiner Auffassung ohnehin einer unvoreingenommenen Interpretation nur im Weg.

Empfehlenswert ist die Ausstellung in der Galerie mnart auch, weil der Künstler zu den Öffnungszeiten stets anwesend sein wird. «Der Begriff Kunst kommt vom Wort die Kunde»,erklärt Neuenschwander. So definiert er seine Galerie auch als einen Ort des Kontakts zwischen Künstler und Publikum. 

 

Kommentar zu den Bildern des Flyers

Das Motiv der beiden Hände lehnt an die Deckenmalerei der Sixtinischen Kapelle in Rom an. Auf dem Hauptmotiv der Decke stellt Michelangelo den Moment dar, wie Adam von Gott das Leben geschenkt erhält. Gott wird dort als bärtiger, alter Mann dargestellt und gemäss der Bibel ist Adam als erster Mensch ebenfalls ein Mann. Ich habe nun die Geste mit den beiden männlichen Händen ersetzt durch zwei Frauenhände. Mein Gedanke dabei ist, dass wir heute in einer anderen, wohl friedlicheren Welt leben würden, wenn Gott als weibliches Wesen und der erste Mensch als Frau erzählt worden wären. Das Patriarchat erwies sich im Laufe der Menschheitsgeschichte fast durchwegs als gewaltsam, zerstörerisch und nicht als friedliebend, lebensstiftend. Frauen schenken Leben, Männer zerstören es. Vor dem Hintergrund der Revolutionsbewegungen im Iran zeigt sich einmal mehr dramatisch die menschenverachtende Haltung alter, religiös bornierter Männer. 

Der Bildaufbau mit wechselnder Farbgebung von Hintergrund und Händen ist bewusst gewählt. Adams Hand in blau findet sich im Hintergrund von Gottes Hand, diese ist rosa und entspricht dem Hintergrund vom Bild mit Adams Hand. Blau als Ton von Adams Hand ordne ich dem noch leblosen Adam zu. Dagegen verkörpert die rosa Hand Gottes das Lebendige, Lebensstiftende.

Die Überlagerungen der vordersten Bildebene in erdigen Brauntönen repräsentieren das Leben, erdige Farbtöne symbolisieren den Ursprung des wachsenden Lebens.

 

Die Szene, wie Gott aus einer Rippe Adams die erste Frau Eva schuf, ist nur in einem kleinen Nebengemälde zu sehen. Auch dieses Narrativ zementierte die hierarchische Position von Mann und Frau. Die Christliche Religion trug mit dieser Wertung wesentlich zu einem dem Mann untergeordneten Frauenbild bei, was grundlegend falsch und sehr bedauerlich ist. Wie sähe unsere Welt heute wohl aus, hätte die Bibel die Schöpfung des Menschen in einer neutralen Art und Weise dargestellt?



2022 Ausstellung 6.0 

 

Im März 2022 findet in der Galerie mnart in Nidau die Ausstellung 6.0 von Marcel Neuenschwander statt. Zu sehen sind eine Auswahl von Werken aus 30 Jahren Schaffenszeit, grösstenteils jedoch aktuelle Werke. 

 

Neuenschwander malt mit Acryl und Ölkreide in einer eigens entwickelten Technik auf Leinwand. Die Werke sind abstrakt, das aktuelle Schaffen bezieht sich auf die Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Menschen. Als Statement hierzu seine Aussage: «Ich versuche Unsichtbares sichtbar zu machen – das Unfassbare festzuhalten». Der Künstler strebt danach, die unsichtbaren Zusammenhänge und Erscheinungen des Lebens darzustellen. Das Wesen Mensch als das wohl grösste Rätsel unserer Welt, birgt so viele Geheimnisse, Wunder, Übersinnliches und Undurchschaubares, dass die Auseinandersetzung mit diesem Motiv den Schaffensdrang zu immer neuen Werken anregt. Als Künstler malt Neuenschwander also nicht das, was man offensichtlich sehen kann, sondern das, was man nicht auf den ersten Blick sieht. 

 

Alle Werke sind ohne Titel versehen, da diese den Bildinhalt und die möglichen Interpretationen zu stark beschränken würden. So macht sich der Betrachter sein eigenes Bild, seine eigene Sichtweise ist der Ausgangspunkt zur Rezeption. 

 



2020 Ausstellung «Foto-Morphosen» 

 

Fotos von Olaf Veit

Gemälde von Marcel Neuenschwander

 

Durch eine Zusammenarbeit des Fotografen Olaf Veit und des Kunstmalers Marcel Neuenschwander ist die Ausstellung mit dem Titel «Foto-Morphosen» zustande gekommen. 

Olaf Veit ist ein Bieler Fotograf, der sich gerne mit Konzertfotografie und dem Fotografieren von Menschen beschäftigt. Sein Spektrum ist jedoch breit angelegt, Natur, Architektur und Landschaftsbilder sind ebenso vertreten, wie auch Bilder von Anlässen privater oder öffentlicher Natur. 

Marcel Neuenschwander arbeitet seit vier Jahren mit dem Motiv Mensch und versucht die Vielschichtigkeit und Unergründlichkeit der menschlichen Person in seiner eigentümlichen Maltechnik darzustellen. Seine Philosophie geht dahin, dass der Mensch niemals in all seinen Facetten erfassbar ist und darum lassen sich seine Bilder oft auch erst auf den zweiten oder dritten Blick erschliessen. 

Für die Ausstellung hat nun Olaf Veit seine Fotografien zur Verfügung gestellt und Marcel Neuenschwander hat von diesen Bildern Ausschnitte ausgewählt, abstrahiert und in seiner unverkennbaren Mischtechnik von Ölkreide und Acryl auf Leinwand gebannt. Durch das nebeneinanderstellen der Fotografie und des daraus entstandenen Gemäldes kann der Betrachter nun die Foto-Morphose visuell und gedanklich nachvollziehen.



MEINE GEDANKEN ZUR KUNST

Marcel Neuenschwander                    August 2012

 

Dieser Text soll mehrere Zugänge zu meiner Kunst vermitteln und aufzeigen, welche Gedanken hinter meinen Bildern stehen. Die Ansichten und die dazugehörenden, grundlegenden Absichten werden Ihnen damit erklärt. Ich werde in diesem Text verschiedene Ebenen meines Kunstschaffens beleuchten. Diese Schrift ist als Manifest zu verstehen, als Manifest zu meiner Arbeit und zu meiner Betrachtungsweise von Kunst.

 

1.  Der Ästhetische Aspekt

2.  Bewusste Zufälligkeit

3. Die Interpretation

4. Technische Perfektionierung

5. Die Kunstwelt

6.  Ausstellen und Preisbildung

 

 

 

1.  DER ÄSTHETISCHE ASPEKT

 

Als Maler stelle ich Bilder her. Bilder sollen an einer Wand hängen und dem Betrachter etwas zeigen oder mitteilen. Eine Botschaft an den Betrachter soll in jedem Werk auszumachen sein. Wer ein Bild betrachtet, sucht nach einer Botschaft aus dem Leben des Künstlers, also nach einer Mitteilung an den Betrachter, welcher hinschaut und sich während der Betrachtung eigene Gedanken macht.

 

Ludwig Leiss schreibt im Buch "Kunst im Konflikt", Verlag Walter de Gruyrer, Berlin / New York 1971 auf Seite 404 folgendes: Das Wort "Kunst" ist nicht, wie vielfach angenommen wird, auf den in dem Wort "Können" enthaltenen Wortstamm zurückzuführen, sondern ist stammverwandt mit dem Wort "künden". Kunst ist eine besondere Form der Verkündigung einer Wahrheit (des geistig-seelischen  Gehaltes). Dazu schreibt Dr. Wilhelm Kufferath von Kendenich in seinem Buch "Kunst kommt nicht von können" ISBN-Nr. 3-907048-01-6 inhaltlich folgendes: Kunst hat sich im Altdeutschen aus dem Partizip zum Verb kunnan, das erkennen, wissen, kennen bedeutet, gebildet. Er räumt damit mit der Auffassung auf, dass Kunst von können hergeleitet sei. Es stammt weder etymologisch noch inhaltlich von können ab. Er untersuchte, ob es in den modernen romanischen und anderen germanischen Sprachen eine ähnliche Formulierung wie "Kunst kommt von können" gibt und zeigt, dass den Menschen dieser Sprachen eine solche Denkungsweise, wie sie hinter der deuteschen Formulierung steht, völlig fern liegt und als absurd empfunden wird, etymologisch wie inhaltlich.

 

Der Begriff Kunst hat also mit erkennen, wissen oder kennen zu tun.

Ein Bild als solches muss demzufolge einigen Kriterien genügen. Als erstes muss das Werk durch seine visuelle Wirkung eine Emotion hervorrufen, welche nach meiner Meinung vorzugsweise im positiven Erlebnisbereich anzusiedeln ist. Jedermann möchte doch gerne durch ein Bild angenehm berührt werden. Ein Bild sollte man immer wieder gerne und mit Freude anschauen können. Diesen Gesichtspunkt versuche ich in meinem Werk zu berücksichtigen. Das heisst, ich erschaffe Bilder, welche einerseits in ihrer Aussage stimmig sind wie auch andererseits in ästhetischer Hinsicht dem Auge einen Genuss zu bieten vermögen.

Wichtig scheint mir auch die immerwährende Lust aufrecht zu erhalten, ein Bild stets von neuem zu interpretieren und dadurch zu neuen Überlegungen angeregt zu werden. Ein Bild sollte nie langweilig werden. Dies kann gelingen, wenn das Bild Rätsel aufgibt, wenn es nicht eindeutig interpretierbar ist. Jeder Blick auf das Werk kann neue Ebenen erschliessen, kann Sie näher zur Lösung des Rätsels hinführen. Sie werden aber nie zu hundert Prozent sicher sein können das Werk enträtselt zu haben, die endgültige Einsicht erlangt zu haben.

 

Die zu erlebenden Erkenntnisse erschöpfen sich nie, denn man betrachtet und entdeckt immer wieder neue Gesichtspunkte. Mit jedem Tag sind wir innerlich auch um einen Tag reicher geworden und haben unsere Biografie erweitert. So können wir ausgehend vom visuellen Eindruck auch jeden Tag unsere neuen Gedanken mit dem Sichtbaren eines Bildes verknüpfen. Nichts desto trotz bleibt immer ein gewisser Bereich eines Bildes unerschlossen. Dieses Unerklärliche verliert nie an Rätselhaftigkeit und Spannung. Dies ist auch der Grund, warum ich meinen Bildern keine Titel gebe, denn so beschränke ich die Gedanken nicht auf einen bestimmten Inhalt. Mit einem Titel wird die Interpretation in beträchtlichem Umfang eingeschränkt, das finde ich schade und muss nicht sein. Ein Titel würde das Bild entmystifizieren, degradieren und stumpf werden lassen. Bei einem Bild ohne Titel ist es möglich, bei jeder Betrachtung neue Aspekte zu erkennen.

Einfach nur schön soll ein Bild aber auch nicht sein. Es braucht eine Spannung, Bewegung, Handlung, Leben und es muss in sich stimmig sein und genau das transportieren, was ich als Künstler beabsichtigt habe. Dazu bedarf es der Beherrschung des Mediums mit dem ich als Künstler arbeite. Ich muss mit meinen Mitteln umsetzen, was sich im Gedanken manifestiert hat. Kann ich mit dem gewählten Instrumentarium, den gewählten Materialien mein inneres Bild zu einem sichtbaren, erkennbaren Werk werden lassen, so können die Betrachter dies erkennen und darin liegt ein wesentlicher Teil des Geniessens von Kunst.

 

 

2.  BEWUSSTE ZUFÄLLIGKEIT

 

Am Anfang steht immer eine Idee. So beginnt die Entstehung eines jeden Werkes. Bereits hier spielt unter Umständen die Zufälligkeit hinein. Wer oder was löst eine Idee aus, verleiht den Gedanken Flügel und lässt uns phantasieren?

Wie auch immer, zu Beginn steht immer eine Idee. Meine Ideen sind in den Bildern zu sehen, andere Kunstschaffende spielen Musik oder Theater, widmen sich vielleicht lieber einer anderen Ausdrucksweise. Die Idee muss so beschaffen sein, dass ich mir als Künstler ausreichend klar mein gedankliches Bild aufgebaut habe, mit den grundlegenden kompositorischen Anlagen eines Bildes. Zu Beginn der Arbeit lege ich das Format des Bildes fest. Nun folgt die formale Festlegung und dazu verwende ich flüssige Acrylfarbe direkt aus einem Becher oder sogar aus einer Spritze. Kippbewegungen lassen die Farbe auf der Leinwand in bestimmbare Richtungen fliessen, dabei ist wiederum der Zufall zu einem gewissen Teil im Spiel. Das Schicksal eines Tropfes lässt sich aber durchaus beeinflussen. Nach diesem ersten Schritt muss die Farbe trocken werden, das heisst ich kann an diesem Tag nicht daran weiter arbeiten. Meine Bilder entstehen daher öfters über einen Zeitraum von mehreren Tagen bis Wochen.

Die weitere Farbgebung des Bildes ist dann ganz bewusst gewählt, so dass die Farben und ihre Kombinationen meine Informationen transportieren und diese lösen Reaktionen und Assoziationen aus, die oft gar nicht genau mit Worten fassbar sind. Hierbei ist zu bedenken, dass jeder Mensch seinen eigenen Anlagen gemäss schaut, fühlt und denkt, also ist wiederum der Zufall im Spiel, wenn es um den Moment geht, in welchem ein Werk später von jemand aussenstehendem betrachtet wird.

 

 

3.  DIE INTERPRETATION

 

Hier lesen Sie eine Art Anleitung zur Betrachtung meiner Werke. Natürlich sind Sie weiterhin frei in Ihrer persönlichen Art Bilder zu betrachten. Lassen Sie mich meinen Zugang erklären und machen Sie sich Ihre eigenen Gedanken dazu.

 

Die Komposition:

Jedes Bild verfügt über eine formale Komposition und dies gilt es zuerst zu lesen. Meine Bilder sind festgehaltene Momente einer Welt jenseits unserer Realität, welche zumeist auf konkrete Gegebenheiten fusst. Sie erkennen eine Form, mehrere Objekte, ausfüllend oder im Raum stehend, Richtungen, ein Schwerpunkt. Auch die Lichtführung, ist ein wichtiges Merkmal, das interpretiert werden kann. Lassen Sie die Formen auf sich wirken und verbinden Sie diese Wirkung mit Ihren Lebenserfahrungen. Bringen Sie die beiden Realitäten in Einklang und synthetisieren Sie Ihre eigenen Interpretationen.

 

Die Farben:

Studieren Sie nun die Farben. Jede Farbe und jede Verbindung von Farbklängen ermöglicht es neue Ebenen der Empfindungen zu erschliessen. Dabei ist jeder Mensch unterschiedlich in der Wertung von Farbtönen und dennoch gibt es einige gesicherten Erkenntnisse, wofür Farben stehen können. Warm für Rot und Braun, kalt für Blau oder Grau, Sie kennen viele weitere Beispiele. Betrachten Sie die Farben der Objekte und deren Hintergründe als Einheit oder als einzelne Elemente, so ergeben sich weitere Interpretationsmöglichkeiten.

 

Wenn Sie noch so lange oder oft ein Bild betrachten, sicher sein, dass man nun alles gesehen hat was der Künstler beabsichtigte, können Sie nie sein. Daher ist ein Bild in der Art wie ich sie male nie völlig enträtselt und wird dadurch auch nie an Spannung verlieren.

 

 

4.  TECHNISCHE PERFEKTIONIERUNG

 

Ein Künstler muss sein Handwerk beherrschen, muss sich perfektionieren und nach Vollkommenheit streben. Dies gelingt, wenn er beharrlich an seinen Fähigkeiten und Ausdrucksmitteln arbeitet und die Palette an Gestaltungsmöglichkeiten ständig erweitert und verfeinert. Jeder Künstler ist bemüht in seinem Werk das Beste zu geben. Dies setzt einen langen Atem voraus und auch die Disziplin den eingeschlagenen Weg hartnäckig weiterzuverfolgen. Eminent wichtig ist dabei vorerst die Suche nach der eigenen, persönlichen Ausdrucksweise, welche auch gedanklich und philosophisch zur grösstmöglichen Stimmigkeit hingeführt werden muss. So bilden die Idee, die gewählte Technik und die Umsetzung auf Leinwand eine Einheit, welche dann vom Betrachter erkannt werden muss. Ist diese Stimmigkeit gefunden, wird sie auch vom Betrachter erfasst und als Kunstwerk mit Tiefe anerkannt.

 

Anfang der 90er Jahre habe ich zu meinem unverkennbaren Stil gefunden und diesen kontinuierlich perfektioniert und erweitert. In den letzten 20 Jahren ist so ein Werk entstanden, welches einen hohen Wiedererkennungswert aufweist. Ein „Neuenschwander“ aus dem Jahr 1992 ist neben einem Werk des Jahres 2012 klar als aus gleicher Hand geschaffen erkennbar. Erwarten Sie also in meinem Werk nicht abrupte Stilwechsel, denn es gibt noch viele mögliche Bilder, die nur darauf warten erschaffen zu werden.

 

5. DIE KUNSTWELT

 

Was ist Kunst wirklich wert, wenn sie ihren Erfolg bloss aus der Teilnahme am sogenannten Kunstkuchen generiert? Der Kunstkuchen ist das Netz von guten Beziehungen zu Kunstvermittlern und Galerien,  zur Kunstprominenz und zu Kunstarrivierten. Der Kunstkuchen bildet eine geschützte Elite von Erfolgreichen, die sich hauptsächlich aus sich selbst definiert und jeden neuen Ansatz von vornherein ausschliesst. Vor mehr als 20 Jahren konnte ich bereits erkennen, dass die Kunstwelt eine höchst mikrokosmopolitische Komponente aufweist. Wer hier und da mitmischt, die richtigen Leute kennt und bei den Kunstpreisen und Stipendien, den Galerien und Kunsthäusern herumgereicht wird, bestimmt die Trends der Szene. Es sind nicht unbedingt die künstlerischen Qualitäten und gedanklichen Hintergründe der Kunstschaffenden welche arrivieren, sondern vielmehr bestimmt Vitamin B über Erfolg und Bekanntheit. Sicher gibt es unter arrivierten auch viele Künstler mit gerechtfertigten Ansprüchen auf entsprechende Wertschätzung. Dennoch ist es für mich befremdend zu sehen, wie beispielsweise Jeff Koons seine sogenannte „Kitschkunst“ durch 127 Angestellte fertigen lässt und dafür sechsstellige Preise erzielt. Wenn er seine Werke mindestens selber herstellen würde, könnte ich den Objekten doch eine Berechtigung auf dem Kunstmarkt zusprechen. Immerhin steckt in der Philosophie von Jeff Koons einiges, das ich auch unterstütze. Ich habe diese Gedanken unter der Seite "Zitate" aufgenommen.

Das Beispiel von Jeff Koons soll zeigen, dass die heutige Kunstwelt eine wirklich künstliche Welt geworden ist, eine Welt die nicht mehr unterscheidet zwischen echt oder falsch, zwischen künstlerisch und kommerziell. Am Ende zählen Faktoren, welche mit Kunst nur ganz wenig gemein haben.

Als ich mich zum ersten Mal um eine Mitgliedschaft in einem schweizerischen Künstlerverband bemüht habe, ist mir bewusst worden, dass ein Künstler ohne Kunsthochschulabschluss oder Kunststudium keine Aufnahme findet, es sei denn, er wird von jemandem aus diesen Kreisen ausdrücklich zur Aufnahme empfohlen. Andererseits treten aus dem Nichts heraus plötzlich prominente Quereinsteiger (Schauspieler, Popstars sogar Politiker und Sportler). Diese beginnen auf einmal zu malen nutzen ihre Prominenz und werden sofort in den Künstlerhimmel aufgenommen. Da habe ich doch gewichtige und ich denke durchaus auch berechtigte Vorbehalte anzubringen.

Aus diesen Erfahrungen und Überlegungen halte ich mich fern von solchen Kreisen und bewege mich lieber alleine auf meinem Weg des Kunstschaffens. Er ist zwar steiniger und verspricht nicht so grosse Resonanz aber dafür ist es ein ehrlicher Weg und wenn ein Bild einen Käufer findet, ist dieser auf Grund des Bildes überzeugt von meiner Kunst und nicht durch Rang und Namen.

 

 

6.  AUSSTELLEN UND PREISBILDUNG

 

Meine Ausstellungen zeigen jeweils nur eine Auswahl der neuesten Werke oder des Gesamtwerkes der letzten Jahre. Stilistisch bilden sie immer eine Einheit, da ich seit vielen Jahren in meinem persönlichen Stil arbeite. Verstreicht längere Zeit zwischen den Ausstellungen, kann ich dem Publikum ausschliesslich neue Werke präsentieren. Ist der Zeitraum zwischen zwei Ausstellungen kürzer, nehme ich eine Auswahl an Highlights aus vergangenen Jahren als Ergänzung zum aktuellsten Schaffen hinzu.

Im Jahr vermag ich ungefähr 15 bis 25 Bilder zu malen. Die Anzahl ergibt sich aus der Dreiteilung meines Lebens. Einerseits stellt das Berufsleben hohe Anforderungen an die zeitlichen Ressourcen andererseits sind die Bedürfnisse des Privatlebens zu berücksichtigen und schliesslich ist da der innere Drang vorhanden Kunst zu schaffen. 

Mein Leben spielt sich in dieser Dreiecksbeziehung ab und ist von daher durchaus spannend. Die Ausstellungshäufigkeit ist jedoch eher abhängig von den Gelegenheiten, die sich mir zum Ausstellen bieten. Ich bin nämlich nicht bereit mehr als einen Drittel des Verkaufspreises an eine Galerie abzuliefern. Bilder an einer Ausstellung oder im Atelier haben grundsätzlich denselben Preis. Die Preise berechne ich anhand einer Formel aus den Massen des Bildes. Die eigene Beurteilung der künstlerischen Qualität eines Werkes ist nicht preisbildend, da ich ohnehin nur Bilder ausstelle von deren Güte ich überzeugt bin. Es gibt also eine ganze Reihe von Bildern, welche nie in einer Ausstellung zu sehen sind. Diese können Sie nur im Atelier zu Gesicht bekommen.

Eine Ausstellung bedeutet jeweils auch viel Arbeit ohne eigentlichen künstlerischen Wert. Das heisst, es muss ein Ausstellungskonzept erstellt werden, dazu die passenden Bilder auswählen, firnen, auf Keilrahmen aufspannen und signieren, verpacken, Werbung und Einladungen drucken lassen und versenden, die Bilder transportieren, aufhängen und wieder abhängen, Preisliste erstellen, organisieren von Musik und Apéro, Medienarbeit und weitere Tätigkeiten gehören dazu. Ausstellen bedeutet auch eine finanzielle Investition in ein Unternehmen dessen Erfolg sich nicht abschätzen lässt. Meine Berechnung der Auslagen für eine Einzelausstellung beläuft sich durchschnittlich auf eine Investition zwischen 2‘500 und 3‘500 CHF. Die aufgewendete Zeit ist in diesem Betrag nicht enthalten. Dies sind für mich wichtige Gesichtspunkte, welche einem Ausstellungsbesucher kaum bewusst sind und darum an dieser Stelle einmal formuliert und zu bedenken gegeben werden müssen.

So gesehen ist ein ausstellender Künstler also durchaus ein wirtschaftlicher Hochrisikounternehmer. Nur gut, dass ich nicht von der Kunst leben muss und ein einigermassen geregeltes Einkommen da ist. Kunst erzeugen und ausstellen ist auch durchaus als ein Dienst an der Öffentlichkeit anzusehen. Ich stelle meine Kunst als kulturelles Ergebnis meiner menschlichen Auseinandersetzung mit dem Leben an einer Ausstellung jedermann zur Verfügung und so kann sie ihre Funktion wahrnehmen. Wer Kunstausstellungen besucht, erweitert seinen Horizont und vertieft  seine  eigene Erlebenspalette, bereichert sein Leben durch die Teilnahme am Leben eines Künstlers. All das kann er unentgeltlich erhalten. Wer Kunst kaufen möchte, erwirbt einen Teil des Künstlerlebens und wird Alleinbesitzer an diesem Teil, sofern es sich um ein Unikat handelt (meine Bilder sind ausschliesslich Unikate). Ein solcher Besitz hat zweifelsohne einen gewissen Wert, niemand kann dies besser beurteilen als der Künstler selber. Dennoch bewegt er sich in einem gegebenen Umfeld und muss ein gewisses Mass halten. Keine einfache Sache. Ich denke, meine Preise sind fair berechnet und entsprechen dem Gegenwert den Sie in Franken dafür ausgeben. Sie werden ein Leben lang im Besitz dieses Werkes sein. Je länger sie es besitzen desto mehr wird es einTeil ihres Lebens werden, es kann dadurch nur an Bedeutung gewinnen.